Freitag, 21. Dezember 2012
And the reason is 'not' you....
...von wichtigen und unwichtigen Gründen, diese Arbeit zu schreiben.

Die Beschäftigung mit meiner Bachelorarbeit - oder vielmehr, die 'unerfolgreiche' Beschäftigung mit meiner
Bachelorarbeit sorgte dafür, dass ich mich mit dem Gedanken beschäftigen musste, was ich eigentlich will!
Für den Fall, dass wochenlanges Hadern, Schreibblockaden und insgesamtes Vermeiden der Arbeitüber Jahre hinweg aus Angst vorm Versagen zum einzig sinnvollen Ergebnis führen würden,nämlich dem, dass ich versagte und nach jetzt wie viel Jahren? Fünf - immer noch keinen Bachelorabschluss hatte und dann zweifelsfrei auch nicht mehr bekommen würde, musste ich sowas wie Alternativpläne haben.
Die liefen natürlich schnurstracks wieder darauf hinaus, dass es mir völlig egal war 'was' ich machte - solange die Kollegen und Chefs keine Katastrophe waren - wenn ich nebenher Zeit fürs Schreiben fand! Sei es nun, meinen Aushilfsjob bei Müller zu einer Vollzeitstelle auszuwerten - mich als Auszubildende zu bewerben, oder etwas dergleichen Vernünftiges, wenn auch nicht sehr Ertragreiches zu tun, oder mir in den Bereichen die ich bereits angedacht hatte einen anderen - studienfreien - Job zu suchen... passte für mich im Grunde alles! Das entsprach sicher nicht der Vorstellung meiner Eltern, aber hey, sind wir ehrlich: Mit einem Germanistik- / Philosophiestudium würde ich auch mit Abschluss vermutlich nicht bedeutend mehr verdienen als ohne. Das war einfach kein 'Provit-Studiengang' wie Medizin oder Jura - sondern eher 'brotlose Kunst'. Und dass es mich, mit all den Mühen selbst wenn der Notenschnitt passte sicher nicht an der UNI hielte, dafür muss man mich nicht einmal allzu kennen, um das garantieren zu können.
Überhaupt war und ist 'weg' einer der vordringlichsten Gedanken der letzten Jahre... auch wenn er nicht vordringlich genug war, Realität zu werden. Weg von Zuhause - auch wenn es dort 'meistens' harmonisch ablief, wenn wir uns alle etwas zusammenrissen. Weg von der UNI, die ich genauso mied wie die Bachelorarbeit - schon aus Angst alten Studienkollegen über den Weg zu laufen und mein Herumdümpeln einzugestehen. Weg aus meiner Stadt, in der Hoffnung irgendwo anders neu anfangen und die Fehler der Vergangenheit vergessen zu können!
Und davon gabs einige. Ich denke ungerne an frühere Entscheidungen meinerseits zurück... und muss oftmals großes Glück gehabt haben, dass diese letzten Endes hierher führten und nicht in eine 'wesentlich miesere' Alternativzukunft - in der ich das Unglück so vieler Fehlentscheidungen voll ausbaden musste.
Glück... das waren in diesem Fall meine Familie, meine Freunde... all die Leute, die es irgendwie schafften, mich trotz innerem Kopfschütteln immer noch zu lieben und - über viele Fehler - einfach hinwegsehen oder gar nichts von ihnen wissen. Und natürlich Fremde die sich von dem äußeren Schein täuschen ließen und mich im Grunde nicht kannten - mir also mein 'Ich' deshalb auch nie zum Vorwurf machen konnten. Richtig tiefgehend ehrlich was meine Sicht der Vergangenheit betrifft, war ich glaube ich noch zu niemandem von ihnen... so oder so weiß ich aber, was sie sagen würden: "All das hat dich zu der gemacht, die du heute bist. Es hat auch zu vielen schönen und angenehmen Dingen geführt, die du sicher nicht missen möchtest. Und: Es bringt auch nichts, bedauernd zurück zu blicken, wenn man noch so viel an Zukunft vor sich hat." Stimmt alles. Mit der kleinen Einschränkung vielleicht, dass ich mit dem zu oft antriebslosen, nicht mehr ganz so moralischen, unordnetlichen und vergesslichem Mädchen - der Person die ich bin - keineswegs so zufrieden bin, wie manche zu glauben scheinen. Was aber auch daran liegen mag, dass das nicht unbedingt mein Bild von mir selbst ist, mit dem ich hausieren gehe. Es gibt nur eins was schlimmer ist als Unsicherheit - nämlich diese ständig anderen zu zeigen und sie dadurch noch zu steigern!
Kurzum: Es stellt sich weniger die Frage danach, was 'andere' von mir erwarten als die, was ich selbst von mir
und meiner Zukunft erwarte... und diese Bachelorarbeit hat auch weniger Bedeutung für meine Familie oder meine Freunde oder meine direkte Zukunft in Form der Leute, die ein Bewerbungsgespräch mit mir führen - sondern viel mehr Bedeutung für mich. Schaffte ich es 'wirklich' nach so vielen Jahren nicht, 50 Seiten zu einem Thema zu schreiben, dass ich mir mehr oder weniger selbst ausgesucht hatte - an dem ich aber auf jeden Fall Interesse hatte? Sollte ich mich etwa so in meinen Fertigkeiten getäuscht haben oder in meiner Willensstärke, dass ich nicht einmal das hinbekam? Und wie bitte sollte ich dann noch optimistisch in die ZUkunft blicken? Wie irgendeinen meiner Pläne verwirklichen? Wie hoffen zu können, neben 'irgendeiner' Arbeit zu schreiben, wenn schon jetzt das 'Schreiben' das Problem wurde?
Es war nicht groß von Bedeutung, wie diese Arbeit am Ende aussah. Es war nicht einmal von Bedeutung, wie knapp ich fertig wurde, wie spät ich sie 'gerade noch' abgab, wie fertig ich danach war und ob ich Panik haben würde, dass sie nicht gut genug ist - eigentlich war es nichtmal richtig von Bedeutung ob ich sie bestand: Im Moment stellte sich eher die Frage, ob ich es schaffen würde über einen zwei Jahre alten Schatten zu springen, sie fertig zu schreiben und sie abzugeben! Wichtig war es eher für mich, als für irgendwen sonst... denn nach zwei Jahren war mein Selbstwertgefühl doch - verharmlost gesagt - etwas angeschlagen, und das trug vermutlich nicht unwesentlich dazu bei, dass ich vor knapp einem Jahr mir selbst weinend eingestanden hatte, dass ich zu einem Menschen geworden war, den ich selbst nicht mehr leiden konnte.
Manchmal mussten wir Dinge einfach tun, um alles andere wieder gerade zu rücken. Uns dazu entschließen, neu anzufangen und einen Startschuss setzen, den wir selbst hören konnten - wenn ihn auch sonst niemand hörte. Ob es was gebracht hatte, würde man erst nach einer Weile sehen... aber zumindest hatte man damit angefangen... und das hob ich schon sehr vom Vermeiden und Aufschieben ab, welches sich mir so sehr angewöhnt hatte.